Verlag OntoPrax Berlin

Im Spiegel der Geschichte

Von der Vergangenheit eingeholt

Übersicht

1. Lawrows Warnung
2. Die Ignoranz
3. Die Folgen

Anmerkungen

„Есть десятилетия, когда ничего не происходит, и недели,
за которые происходят десятилетия“
(Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert, und Wochen,
in denen Jahrzehnte passieren.)
(Vladimir Lenin?)

1. Lawrows Warnung

Im Vorfeld des Kriegsausbruchs in der Ukraine hielt der russische Außenminister, Sergej Lawrow, in den Räumen des russischen Außenministeriums am 14. Januar 2022 eine Neujahrrede zu den Ergebnissen der russischen Diplomatie im Jahr 2021.

Die Rede war eine harsche Abrechnung mit dem „Westen“ und die Aufzählung aller Taten und Untaten, die in den vergangenen dreißig Jahren seit dem Untergang der Sowjetunion passiert sind und zur Zerrüttung der Verhältnisse zwischen Russland und dem „Westen“ geführt haben.

Im Nachhinein gesehen, klingt die Rede wie eine vorweggenommene Rechtfertigung für den gut fünf Wochen später ausgebrochenen Krieg in der Ukraine, ohne freilich Lawrow unterstellen zu wollen, dass er genau wusste, was am 24. Februar 2022 passieren wird.

Das konnte er auch nicht wissen. Selbst ein altgedienter und erfahrener Diplomat wie Lawrow besitzt keine prophetischen Fähigkeiten, die die Zukunft vorwegnehmen können. Was sich eine Woche vor dem Kriegsausbruch mit einer drastischen Eskalation des Konflikts entlang der Demarkationslinie infolge eines intensiven Beschusses des Donbass ereignen sollte, konnte er unmöglich voraussehen.

Was aber Lawrow und die russische Führung wussten und was die Entscheidung zur „Speziellen Militärischen Operation“ (SVO) erheblich beschleunigte, war eine ambivalente Haltung der Biden-Administration zur Lieferung der strategischen Langstreckenraketen an die Ukraine.

Zwar versprach Joe Biden am 30. Dezember 2021 Putin in einem Telefongespräch, solche Waffen an die Ukraine nicht zu liefern, das Versprechen wurde aber bereits am 10. Januar 2022 beim Treffen der russisch-amerikanischen Delegationen in Genf relativiert. Die Leiterin der US-Delegation, Wendy Sherman (stellvertretende US-Außenministerin) teilte dem Leiter der russischen Delegation, Alexander Gruschko (russ. Vize-Außenminister), mit, dass sie von einer solchen Zusicherung nichts weiß.

Am 12. Januar fand in Brüssel eine Sitzung des Russland-Nato-Rates statt, in der klar wurde, dass nicht nur die Zusicherung hinfällig, sondern auch Moskaus Forderung nach dem Verzicht der Nato auf die Aufnahme der Ukraine und Georgien sowie dem Nato-Rückzug auf die Grenzen von 1997 zurückgewiesen wurden.

Vor diesem Hintergrund muss auch die zwei Tage später erfolgte Neujahrrede Lawrows gesehen werden. Man erkannte Lawrow nicht wieder. Lawrow, dessen Auftritte ansonsten ruhig, gelassen und stets verbindlich sind, war diesmal verärgert und ungehalten. Die Lage war aus russischer Sicht ernst, sehr ernst.

„Das Konfliktpotenzial häuft sich“ und der „Westen“ spiele bei dieser destruktiven Entwicklung die entscheidende Rolle. Er habe den Kurs eingeschlagen, der die auf der UN-Charta basierende Architektur der internationalen Beziehungen untergrabe. Der „Westen“ ersetze das Völkerrecht durch seine eigenen „Regeln“, auf deren Grundlage er alle zum Aufbau einer neuen Weltordnung zwingen will, sprach Lawrow gleich zu Beginn seiner Rede.

Mit Unverständnis erinnerte er sich an den einen Monat zuvor am 9./10. Dezember 2021 von Biden inszenierten „Gipfel für Demokratie“ und bezeichnete ihn als ein „zutiefst skandalöses Projekt“ (самый скандальный проект), das die Welt spaltet, statt die Weltgemeinschaft zusammenzuführen.

Wer sich an solchen Veranstaltungen nicht beteilige, werde als rückschrittlich gebrandmarkt, der „Revisionismus in das internationale Leben einzuführen versucht.“ Das Gegenteil sei aber richtig, empörte sich Lawrow. Es sei der „Westen“, der derzeit Revisionismus betreibe: „Er versucht, die UN-Charta zu revidieren. Russland und andere Länder … verteidigen (hingegen) die UN-Charta, ihre Grundsätze, Ziele und Struktur und schützen sie vor Revisionismus.“

Kurzum: Der Westen betreibt laut Lawrow seit Jahren „eine Re-Ideologisierung der internationalen Beziehungen“ (реидеологизация международной жизни), und zwar nicht auf der Grundlage der Systemkonfrontation wie zurzeit des „Kalten Krieges“, sondern auf einer axiologisch geleiteten Eindämmung der geo- und sicherheitspolitischen Interessen Russlands und Chinas.

Genau diese neue Eindämmungspolitik beklagte Lawrow, als er in seiner Rede betonte:

„Die Politik der USA und der Nato ist offen darauf ausgerichtet, China und die Russische Föderation einzudämmen. Die Versuche, die Nato-Mitgliedschaft künstlich zu erweitern und die Ukraine in die Nato einzubeziehen, dauern an. Kürzlich sprach sich die Nato- und US-Führung dafür aus, auch die skandinavischen Länder in die Nato-Struktur zu integrieren. Die Versuche, diese Struktur, die nach dem Kalten Krieg und dem Zerfall des Warschauer Pakts ihre Daseinsberechtigung verloren hat, künstlich zu … zu erweitern, dauern an.“

Dieses von Lawrow geäußerte Unbehagen war an und für sich nichts Neues. Die Frage ist, warum die russische Führung, die jahrzehntelang nur protestierte und defensiv agierte, ausgerechnet im Dezember 2021 in die Offensive übergegangen ist und mit zwei den USA und der Nato-Allianz überreichten Dokumenten Forderungen gestellt hat.

Diese zielten darauf ab, eine weitere Nato-Expansion und die Stationierung der strategischen Waffen in der Nähe der russischen Grenzen zu verhindern. Auf der dann anschließenden Pressekonferenz warnte Lawrow eindringlich: „Wir warten auf eine schriftliche Antwort. … Wir werden nicht ewig warten“ (Ждём письменного ответа. … Мы не будем ждать бесконечно).

„Unsere Geduld ist am Ende. Wir sind sehr geduldig. Aber wissen Sie, es dauert lange, bis wir in Gang kommen? Wir haben lange gewartet und jetzt ist die Zeit für uns gekommen, um zu handeln. Nun warten wir, bis die Gegenseite konkret auf unsere Vorschläge reagiert“ (Нашему терпению пришел конец. Мы очень терпеливы. Но вы знаете же, что мы долго запрягаем? Вот запрягали мы очень долго, пора нам уже ехать. Вот ждем, когда ямщик на той повозке ответит конкретно на наши предложения), antwortete Lawrow auf die Frage, warum Russland von den USA und der Nato erst jetzt konkrete Vorschläge zu Sicherheitsgarantien fordert.

Lawrows Antwort zeigt, wie verärgert doch die russische Führung war und dass sie nicht mehr gewillt war, diese Hinhaltetaktik zu tolerieren.

2. Die Ignoranz

Wieso war aber auf einmal so viel Eile nötig? Die Frage wurde auch Lawrow gestellt: „Warum ist das Thema des Nichtbeitritts im November/Dezember 2021 zu einem solch dringenden Problem geworden? Was ist passiert?“ Lawrows Antwort ist aufschlussreich:

Zunächst verwies er auf die Vorgeschichte der Nato-Expansionspolitik. Die Probleme haben sich angehäuft im Laufe der 1990er-Jahren, „als unsere westlichen Freunde versprachen, die militärische Nato-Infrastruktur nach Osten nicht zu verlagern und keine nennenswerten Kampftruppen auf dem Territorium neuer Mitglieder zu stationieren. Sie warfen jedoch das Versprechen bald dreist in den Müll und die Nato ist mit fünf Erweiterungswellen bis an unsere Grenzen vorgedrungen.“ War 1997 nur Polen ein Beitrittskandidat, so hat sich die Situation heute drastisch verändert. All die in die Nato aufgenommenen Gebiete werden heute aktiv militärisch ausgebaut. Zielten unsere Vorschläge die ganze Zeit stets auf eine Reduzierung militärischer Konfrontation und Deeskalation in Europa ab, so geschah es im Westen genau das Gegenteil. Die Nato baute ihre Bodentruppen und ihre Luftwaffe in den direkt an die Ukraine angrenzenden Gebieten auf. Die Übungen im Schwarzen Meer, ihr Umfang und ihre Anzahl haben in letzter Zeit exponentiell zugenommen.

„Wir haben Grund zu der Annahme, dass die derzeit lautstarken Erklärungen darauf schließen lassen, dass der Westen in den nächsten zwei bis drei Monaten die Aktivitäten der schnellen Eingreiftruppe und Spezialeinheiten der Nato an unseren Grenzen verstärken wird, wenn Russland den westlichen Forderungen hinsichtlich des Umgangs mit seinen Truppen auf seinem eigenen Territorium (was an und für sich völlig absurd ist) nicht nachgibt.“

Und zur Frage, warum Russland es ausgerechnet jetzt im Dezember 2021 so eilig hatte, sagte Lawrow: Die tatsächliche Waffen-, Ausrüstungs- und Streitkräftestruktur in Europa habe sich verändert. Es sei inakzeptabel, von uns zu verlangen, unsere Truppen auf unserem eigenen Territorium nicht zu stationieren, wo wir es selber für richtig halten, wohingegen die US-Amerikaner, Kanadier und Briten unter dem Deckmantel der „Rotation“ dauerhaft im Baltikum und in den anderen nordeuropäischen Ländern stationiert sind.

Am Schwarzen Meer errichten die Briten mittlerweile die Stützpunkte in der Ukraine. Sie bauen einen Stützpunkt am Asowschen Meer. Das ist für uns völlig inakzeptabel. „Der Zeitpunkt dieser Entwicklung spiegelt eine Zeit wider, in der der Westen, seien wir ehrlich, >zu weit gegangen< ist. Unter Verletzung aller Verpflichtungen und des gesunden Menschenverstands hat er die Situation eskalieren lassen und ignoriert unsere Sicherheitsbedenken. Der Westen verurteilt stets die Gewalttaten gegen Zivilisten, Menschenrechtsverletzungen usw. Wenn aber die blutigen Putsche im Interesse der westlichen Geopolitik stattfinden, dann begrüßt er sie wie im Falle des Staatsstreiches in der Ukraine 2014 uneingeschränkt.

Dieser Staatsstreich fand mit einer tatkräftigen US-Unterstützung statt, bei dem viele Menschen auch durch Provokateure starben. Bis heute will niemand die Maidan-Verbrechen sowie das Verbrechen in Odessa am 2. Mai 2014 untersuchen, als Menschen bei lebendigem Leib verbrannt wurden.

Nichts habe sich seitdem geändert. Poroschenko, Selenskyj und der „Rechte Sektor“ – all diese „Asows“, die bis vor kurzem in den USA als „extremistisch“ galten, gelten heute nicht mehr als Extremisten.

Soweit Lawrow! Bei all dem Gesagten, hat Lawrow nicht alles gesagt! Zwei Gründe waren im Wesentlichen ausschlaggebend, die den Kriegsausbruch in der Ukraine unausweichlich gemacht haben:

  1. Die kategorische Weigerung der Nato-Allianz auf das sog. „Prinzip der offenen Tür“ (Open-Door-Politik) zu verzichten, das in vergangenen dreißig Jahren zur Conditio sine qua non der US-Geostrategie geworden ist. Das erwähnte Prinzip hat dazu geführt, dass die Nato-Infrastruktur in der Ukraine lange vor dem Kriegsausbruch auf den Vormarsch wurde. Die Integration der Ukraine in die Nato-Strukturen war de facto so weit fortgeschritten, dass aus russischer Sicht die Gefahr bestand, dass die Entwicklung irreversible werden könnte.

Darum war auch eine weitgehende Entmilitarisierung der Ukraine Russlands erklärtes Kriegsziel. Heute ist das ukrainische Militär längst zur Nato-Truppe geworden und manche Spötter behaupten, dass Russland neben der Entmilitarisierung der Ukraine infolge einer gigantischen Vernichtung des Nato-Kriegsmaterials auf dem besten Wege sei, auch die Nato-Länder zu entmilitarisieren.

2. Der zweite Grund bestand aus russischer Sicht darin, dass die Regionen Lugansk und Donezk unmittelbar davorstanden, von den ukrainischen Streitkräften überrannt         zu werden, wenn Russland nicht sofort zur Hilfe eilt. Es wurden schätzungsweise bis zu 120.000/140.000 Militärangehörige auf der ukrainischen Seite der          Demarkationslinie konzentriert. Am 17. Februar 2022 – genau eine Woche vor dem Kriegsausbruch – setzte das ukrainische Militär die Provinzen Donbass und Luhansk    einem massiven Artilleriefeuer aus, offenbar als Vorbereitung zur Bodenoffensive, der Russland mit dem Präventivschlag am 24. Februar 2022 zuvorgekommen ist.1

Der Ukrainekrieg war, so gesehen, unabwendbar und die Biden-Administration hat alles dafür getan, um die Lage zu eskalieren, statt zu deeskalieren.2 Daher ist Trumps ständig wiederholter Satz nicht ganz von der Hand zu weisen: „Dieser Krieg hätte niemals begonnen, wenn ich Präsident gewesen wäre.“

Hätten die USA öffentlich die Open-Door-Politik der Nato-Allianz für obsolet erklärt und die Ukraine vom Versuch einer gewaltsamen Rückeroberung der Regionen Lugansk und Donezk abgeraten, wäre es nie zu diesem Krieg gekommen. Die Logik der Konfrontation, die die USA nach dem Ende des „Kalten Krieges“ nur anfänglich in der Stunde der Euphorie und des Triumphs ausgesetzt haben, um nur weniger Jahre später fortzusetzen, wollte es, dass die seit 2014 schwellende Ukraine-Krise in einen Krieg ausartet.

3. Die Folgen

Wie geht es nun weiter? Wird die Logik der Konfrontation unabhängig von Trumps Friedensrhetorik weiter triumphieren? Nichts spricht momentan dagegen! Wenn man dem zuhört, was beispielsweise der neue Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Martin Jäger, am 13. Oktober 2025 gesagt hat, dann stehen einem die Haare zu Berge: „Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und denken, ein russischer Angriff kommt frühestens 2029. Wir stehen schon jetzt im Feuer. … In Europa herrscht bestenfalls ein eisiger Friede, der punktuell jederzeit in eine heiße Konfrontation umschlagen kann. Wir müssen uns auf weitere Lageverschärfungen vorbereiten.“

Dazu muss man wissen, wer Martin Jäger kurz zuvor war: ein deutscher Botschafter in der Ukraine (2023-2025). In der Zeit habe er mehr als 1.000 Luftalarme miterlebt und zahlreiche tatsächliche Luftangriffe, „wo Sie merken, wie die Wände wackeln, wenn eine Rakete einschlägt“, berichtete die Tagesschau am 13. Oktober 2025.

Offenbar hat Jäger seine frühere Tätigkeit als Botschafter in der Ukraine noch nicht vergessen, betätigt er sich doch mit seinem Alarmismus und seiner Warnung vor der russischen Bedrohung als Sprachrohr der ukrainischen Kriegspropaganda.

Er sei sich sicher, dass Russland „wenn nötig auch eine direkte militärische Auseinandersetzung mit der Nato nicht scheuen würde“, wiederholt Jäger Selenskyjs ständige Warnung davor, Russland werde die Nato-Länder angreifen, sollte die Ukraine den Krieg verlieren.

Russlands Handeln sei darauf angelegt, „die Nato zu unterminieren, europäische Demokratien zu destabilisieren, unsere Gesellschaften zu spalten und einzuschüchtern“, so Jäger im Fahrwasser Selenskyjs Bedrohungsszenario.

Und der Nato-Generalsekretär, Mark Rutte, hat erst recht den Vogel abgeschossen, als er sich am 14. Oktober 2025 zur Äußerung verleiten lassen: „Wenn China gegen Taiwan vorgehen würde, wäre es wahrscheinlich, dass Peking seinen Juniorpartner Russland unter Wladimir Putin zwingen würde, bestimmte Maßnahmen gegen die Nato zu ergreifen, um uns zu beschäftigen“.

Die Horrorszenarien sind, wie man sieht, in aller Munde. Was tut man nicht nur, um die EU-europäische Öffentlichkeit einzuschüchtern!? Seit Monaten bombardieren die drei deutschen Geheimdienste (BND, MAD und Bundesamt für Verfassungsschutz) die deutsche Öffentlichkeit mit Alarmmeldungen und sprechen stets von Sabotageversuchen, Spionagedrohnen, Brandstiftungen, Angriffen auf die kritische Infrastruktur vonseiten Russlands.

Russland verbreite das Gefühl von Unsicherheit und Bedrohung, hört man immer und immer wieder. „Drohnen in fremden Lufträumen oder Auftragsmorde an Oppositionellen im Ausland“ nennt Jäger eine „neue Qualität der Konfrontation“. Und der Verfassungsschutz-Präsident, Sinan Selen, beteuert: Russland gelte als „Hauptverursacher für die Vorbereitung und Umsetzung von Sabotageakten in Deutschland und weiteren europäischen Staaten. Fakt ist: Es passiert, wir können es sehen und wir dürfen es nicht zulassen.“

Beweise? Fehlanzeige! Das ist auch nicht nötig. „Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben. … Die Wahrheit ist der Todfeind der Lüge, und daher ist die Wahrheit der größte Feind des Staates“, belehrte uns einst ein gewisser Dr. Paul Joseph Goebbels.

Was wir seit Beginn von Trumps zweiter Amtszeit und der Kanzlerschaft Merz mit steigender Tendenz beobachten, ist ein hemmungsloser Propagandakrieg zur Einschüchterung der deutschen und EU-europäischen Bevölkerung. Wie kommt es ausgerechnet jetzt zu einer solchen Hemmungslosigkeit? Und wie regieren die Russen darauf?

Es ist nicht uninteressant, die Meinung eines der markantesten Repräsentanten der russischen Außenpolitik, Pjotr ​​Tolstoi (stellvertretender Vorsitzende der Staatsduma) anzuhören.

Am 18. Juli 2025 gab er der italienischen Zeitung La Repubblica ein Interview, in dem er betonte, dass Ultimaten, Diktate und Drohungen in Richtung Russland zu nichts führen werden. Gefragt danach, ob ihm eine verstärkte Bewaffnung der Ukraine keine Angst macht, sagte Tolstoi: Das würde den Untergang der Mitgliedsstaaten der Nato-Allianz bedeuten. Sie werden gezwungen sein, die US-Waffen zu finanzieren, die sie der Ukraine auf Kosten ihres eigenen Wohlstands liefern. Und wir werden diese Waffen zerstören, zusammen mit denen, die sie benutzen.

Bereits in seinem früheren Interview teilte Tolstoi am 21. März 2025 den schockierten Zuschauern des französischen Senders BFMTV in perfektem Französisch mit: „Wir werden jeden französischen Soldaten töten, der den ukrainischen Boden betritt. Ihr Franzosen, die ihre Soldaten nach Odessa bringen wollen, provoziert den Dritten Weltkrieg“.

Zur Erinnerung: Im Februar 2025 schloss Macron auf einem Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs die Entsendung eines Militärkontingents in die Ukraine nicht aus und löste damit breite Debatten aus.

Die entsetzten Französen provozierte Tolstoi weiter, als er genüsslich hinzufügte: 13.000 ausländische Söldner, darunter 367 Franzosen, kämpfen auf ukrainischer Seite. 147 von ihnen seien bereits getötet worden. Und „wir werden sie alle töten, keine Sorge“.

Nicht Russland möchte die Nato-Staaten überfallen, wie Martin Jäger, Mark Rutte und Co. wider besseres Wissen beteuern, sondern es ist das EU-Führungspersonal, das Russland stets provoziert und bedroht, wie das Beispiel mit der Entsendung der französischen Truppen deutlich macht.

Russland agiert im Gegensatz dazu defensiv.3 Das zeigt sich auch und gerade im Interview Tolstois mit der italienischen Zeitung. Auf die Frage, ob der Westen für Russland zu einem legitimen Ziel wird, antwortete er: „Welchen Sinn hat es, die EU oder die Nato zu provozieren? Ja, wir werden Langstreckenwaffen einsetzen, aber nicht gegen die westlichen Länder. Unsere Priorität ist die Zerstörung der Energie- und Militärinfrastruktur in der Ukraine.“

Über die „Koalition der Willigen“ sagte Tolstoi spöttisch und provokativ zugleich: Diese sei nichts weiter als ein französisches und britisches Getöse. Die EU-Länder seien nicht in der Lage, Russland direkt entgegenzutreten, aber sie sollten wissen, dass jeder, der in die Ukraine geht, um in irgendeiner Weise gegen Russland zu kämpfen, dazu verdammt sei, in einem Sarg, bedeckt mit der Flagge seines Landes, nach Hause zurückzukehren.

Denken Sie an die Europäer, die im Zweiten Weltkrieg an der Seite Deutschlands gegen Russland kämpften. Tschechen, Ungarn, Rumänen, Österreicher und viele andere – sie alle blieben im russischen Boden begraben, den sie erobern wollten. Die Italiener erwähne ich aus Respekt nicht. Wir werden eine weitere Gelegenheit haben, miteinander zu reden, wenn die Führer, die uns heute beleidigen, auf dem Müllhaufen der Geschichte landen.

Wenn die EU-Polittruppe, die heute in Europa das Sagen hat, immer noch glaubt, die eigene Bevölkerung mit der „russischen Bedrohung“ manipulieren oder Russland bezwingen zu können, muss Tolstois Warnung ernst nehmen: Sie werden auf dem Müllhaufen der Geschichte landen!

Werden wir von der Vergangenheit eingeholt? Befinden wir uns schon wieder im Kreislauf der Geschichte4? Schon möglich! Die Sowjetunion klopft schon lange an der EU-Tür und lässt aus der Unterwelt grüßen!

Anmerkungen

1. Näheres dazu Silnizki, M., Der Ukrainekrieg als Präventivkrieg? Zwischen Existenzbedrohung und
Nichteinmischung. 29. September 2024, www.ontopraxiologie.de.
2. Vgl. Silnizki, M., Im Kriegsjahr 2022. Entstehungsjahr eines nachhegemonialen Zeitalters? 3. Mai 2022,
www.ontopraxiologie.de.
3. Vgl. Silnizki, M., Gefangen in einer strategischen Asymmetrie. Russlands Defensivstrategie und die US-
Eskalationsdominanz. 25. August 2024, www.ontopraxiologie.de.
4. Siehe Silnizki, M., Von Reagan und Gorbačov zu Trump und Putin. Im Kreislauf der Geschichte?
16. September 2025, www.ontopraxiologie.de.

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